Luise erzählt zur Kerze
Kerzenständer. Über einen tellerförmigen Fuß aus Eisenblech ist eine Spiralfeder (Eisendrahtgewinde) mit Kerzentülle und verstellbarem Griff angebracht. Durch Drehen des Griffs mit Kerzentülle kann die gewünschte Höhe der Kerze eingestellt werden. Herkunft: Sammlung Heimatmuseum St. Martin. Inv.Nr.: 2000_304
“Gseechn hoobm miër ginuëg”
Von Daniel Hofer.
Die Kerze ist Teil der Sammlungsausstellung “Türen in die Vergangenheit”. Sie ist ein Maturaprojekt und wurde kuratiert und gestaltet von Daniel Hofer, Sandra Fahrner und Alexa Pöhl.
Kerzen, jene einfachen, aber unverzichtbaren Lichtquellen, begleiteten die Menschen in den dunklen Wintermonaten und in den späten Abendstunden. Sie waren auf den Höfen nicht nur ein praktisches Hilfsmittel, sondern auch ein Teil des alltäglichen Lebens.
Eine dieser Kerzen aus Passeier ist heute ein Museumsstück und erzählt von einer Zeit, in der Licht und Dunkelheit noch eine viel intensivere Bedeutung hatten. Sie erinnert an die Bescheidenheit der Menschen, die sich in ihren gemütlichen Stuben, Scheunen und Ställen mit dem Schein der Kerze umgaben. Dieses Objekt ist ein Fenster in die Vergangenheit und ein stiller Zeuge einer Zeit, in der jede Flamme und jedes Licht wertvolle Ressourcen waren.
Luise Gögele, Jahrgang 1947, lebt im Haus St. Benedikt in St. Martin. Foto: Sandra Fahrner.
An den Kerzenschein in ihrem Elternhaus kann sich Luise Gögele, geboren am 13. Juli 1947 in Moos, noch sehr gut erinnern. Als sie zwei Jahre alt war, zog ihre Familie auf das „Gandergut“ in St. Martin, wo sie fortan auf einem Hof aufwuchs. Lange Zeit hatten sie zuhause nur Kerzenlicht, später kam Gaslicht hinzu, bevor der Strom ins Tal führte. „Erst als ich mit 20 Jahren heiratete, kam der Strom“, so sagt sie. Die Kerzen wurden am Hof aus Bienenwachs hergestellt.
Zu Hause hatte man früher nicht in jedem Raum eine Kerze. „Da hatten wir eine Kerze und wenn wir in der Küche was unternommen haben, haben wir die Kerze dort mitgenommen. Wenn wir ins Zimmer gegangen sind, haben wir sie dort mit. Nicht überall hatten wir eine Kerze. Man musste sparen, denn sonst wäre es zu teuer gewesen.“
Eine besonders schöne Erinnerung verbindet Luise mit dem Kerzenlicht: „Meine Mutter und ich haben immer heimlich in der Nacht bei Kerzenschein gestrickt, damit die Kinder etwas zu Weihnachten geschenkt bekamen. Man hatte ja sonst nichts, was man verschenken konnte. Außerdem schnitzte ich gerne. Zu Weihnachten bekam dann jeder etwas von mir. Mit dem Kerzenlicht konnten wir gut sehen, sogar zum Stricken!“ Ansonsten wurden die Kerzen nachts nicht regelmäßig genutzt. „Man ist einfach früh schlafen gegangen.“
Auf die Frage, ob man mit Kerzenschein genug sehen konnte, antwortet Luise: „Gesehen hat man mit diesen Kerzen genug. Heute würde man nichts mehr sehen. Da würde es nicht mehr gehen.“
Sammlungsausstellung
TÜREN IN DIE VERGANGENHEIT
12.4. – 31.10.2025
Maturaprojekt von Daniel Hofer
Grafik, Konzeption, Interviews: Daniel Hofer, Alexa Pöhl, Sandra Fahrner
Beratung: Manfred Schwarz, Judith Schwarz
Texte: Daniel Hofer
Fotografie: Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller
Zeitzeug*innen: Schwester Annunziata Maria, Luise Gögele, Anton Gufler, Ida Gufler, Regina Öttl, Martina Platter, Christine Platter, Helmut Platter
Abbau und Montage: Florian Öttl, Wolfram Hofer, Hannes Spöttl, Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller, Daniel Hofer
Finanzielle Unterstützung: Bildungsausschuss St. Martin, Bildungsausschuss St. Leonhard