Mein Maturaprojekt im Museum
Welche Erinnerungen haben Senior*innen angesichts eines alten Gegenstandes und welche Geschichten lassen sich daraus entfachen? Davon handelt die neue Ausstellung „Türen in die Vergangenheit“.
Wie aus einer Idee eine Ausstellung wurde.
Von Daniel Hofer.
Fotos: Sandra Fahrner, Milena Haller, Manuela Hofer.
„Projektmanagement“. So heißt ein Fach im fünften Schuljahr der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg in Burgeis, bei dem Schüler*innen ein Projekt eigenständig planen und mithilfe eines Projektauftraggebers und eines Projektteams im Lauf des Schuljahres umsetzen sollen. Ich entschied mich aufgrund meiner starken Interessen für ein Fach im historischen Bereich.
Aber was könnte ich als Projekt machen? Nach einigen Überlegungen trat ich mit dem MuseumPasseier in Kontakt und erhielt den Vorschlag, im Schenner-Stadel eine neue Ausstellung zu konzipieren. Als Exponate standen mir Gegenstände aus dem ehemaligen Heimatmuseum St. Martin zur Verfügung, die von Sepp Haller (1933–2016) gesammelt und bis Ende der 1990er Jahre im Keller der Raiffeisenkasse St. Martin ausgestellt worden waren.
Eines war mir gleich bewusst. Dass ich diese Arbeit allein nicht schaffen würde. Deswegen stellte ich ein Projektteam aus interessierten Bekannten zusammen. Mit der Zeit fiel mir immer mehr auf, welches Glück ich mit diesem Team hatte, da sich die Mitglieder dieses Teams motiviert und intensiv an diesem Projekt beteiligten und freiwillig viel Zeit dafür investierten. Aus diesem Grund kann ich dieses Projekt heute nicht mehr als „mein Projekt“ bezeichnen, sondern als „unser Projekt“, da es ohne mein Projektteam nie möglich gewesen wäre, eine solche Ausstellung zu errichten.
Was machen wir nun mit diesen Gegenständen? Ich überlegte zusammen mit meinem Projektteam und dem Museum, wie ich die Exponate auf spannende und interessante Weise präsentieren könnte. Wir kamen zu dem Entschluss, eine Ausstellung zu gestalten, bei der Senior*innen aus ihrem Leben erzählen – und zwar ausgehend von einem einzigen Gegenstand. Das Ziel dieser Idee war es, zu jedem Objekt persönliche Geschichten zu sammeln. Statt vieler Exponate sollten nur wenige – die dafür aber umso intensiver – betrachtet, bearbeitet und inhaltlich vertieft werden.
Aber nun, ran an die Arbeit! Nach mehreren Ideensammlungen und Besprechungen war der erste Schritt das Aussuchen der Exponate, welche ausgestellt werden sollten. Wichtig dabei war, nicht viele Gegenstände auszusuchen, sondern ausschlaggebende. Es sollten Objekte sein, zu denen man eine lange Geschichte erzählen kann. Zum Beispiel eine Muspfanne. Eine Muspfanne ist für uns heute ein normales Küchenutensil. Zur damaligen Zeit war sie jedoch der Grundstein eines Haushaltes, aus der mehrere Generationen ihre warme Speise aßen.
Zu welchen Objekten könnte es spannende Geschichten geben? Welche Gegenstände waren früher wichtig, und welche könnten die Besucher*innen besonders ansprechen? Diese Fragen stellte ich mir, als ich mir die Datenbank des Museums anschaute, in der sich rund 600 Exponate aus dem ehemaligen Heimatmuseum von Sepp Haller befinden. Meine Aufgabe war es, einige Exponate auszuwählen, die für die Ausstellung verwendet werden sollten, was alles andere als einfach war! Immerhin ist jedes Stück dieser Sammlung ein faszinierender Geschichtenspeicher, was die Auswahl von einer begrenzten Zahl an Exponaten besonders schwierig machte.
Alles, was wir in dieser Ausstellung errichteten, wurde aus der früheren Ausstellung wiederverwendet. Die Sitzbank wurde aus den Brettern der ehemaligen Sitzbänke der Filmbox zusammengesetzt. Auch die Tafeln mit den Texten und den Porträts der Zeitzeug*innen stammen von den Türen der Filmbox. Die Einleitungstafeln, der Denkwürfel, das Außenschild und alle weiteren für die Ausstellung benötigten Bretter wurden aus den Wänden der ehemaligen Filmbox gewonnen. Auf diese Weise konnte vieles weiterverwendet werden, anstatt es wegzuwerfen.
Eine wertvolle Erfahrung war es für alle Beteiligten. Für viele war es die erste selbst gestaltete Ausstellung, verbunden mit einem Einblick in das Projektmanagement, dem Übernehmen von Verantwortung und der Möglichkeit, sich die Zeit selbstständig einzuteilen. Die engagierte Arbeit aller Projektmitglieder verdient große Anerkennung, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Ein besonderer Dank gilt dem MuseumPasseier für die einzigartige Möglichkeit, die umfassende Unterstützung und das entgegengebrachte Vertrauen in uns.
Dank der Beratung und mehrerer Besprechungen mit meinem Team und dem Museum hatten wir bald jene Exponate bestimmt, die schließlich für die Interviews verwendet wurden. Bis zum Schluss waren es acht Objekte, welche im Leben der Menschen in der Vergangenheit vom Lebensanfang bis zum Lebensende eine bedeutende Rolle spielten.
Mit sieben der acht ausgewählten Objekte machten wir uns nun auf dem Weg zu den Interviews, um Geschichten hinter den Gegenständen zu erfahren. Unser Arbeitsvorgang war bei allen Zeitzeugen*innen der gleiche: Wir hatten Fotos der Exponate mit dabei, zeigten den Senior*innen das Foto und fragten, welche Erinnerungen an diesen Gegenstand die Person habe.
Das Ergebnis sind viele spannende, emotionale, witzige und nostalgische Einblicke in eine „vergangene Welt“ – immer basierend auf den gezeigten Gegenstand. Die verschiedenen Gespräche wurden immer auditiv aufgenommen und fotografiert. Die Audios wurden anschließend nochmal abgespielt, die wichtigsten Aussagen transkribiert und in Objekttexte für die Ausstellung formatiert. Fotos: Milena Haller, Sandra Fahrner
Nun hatten wir zwar die Informationen, aber noch keinen leeren Raum. Deswegen war der nächste Schritt der Abbau der Ausstellung „Pfluag & Traagl“, welche sich im Raum der neuen Ausstellung befand. Der erste Schritt war, die Exponate der Ausstellung aus dem Raum zu entfernen. Dann kam es auch schon zur „Filmbox“. Diese Filmbox war ein kleiner Raum in der ehemaligen Ausstellung, in welchem man auf einer Leinwand verschiedene Filme über bäuerliche Tätigkeiten in Passeier anschauen konnte.
Am Abbau der Filmbox beteiligten sich viele engagierte Mitglieder des Projektteams, die viel Motivation und Freizeit in die Arbeiten investierten. Nachdem wir die Türen, die Sitzbänke, die Lampen, den Beamer und die Leinwand, den Monitor zur Filmauswahl sowie den Schaumstoff an den Wänden entfernt hatten, begannen wir mit dem Abbau der Decke. Nachdem diese demontiert war, setzten wir den Abbau an den Wänden fort.
Nachdem die Filmbox abgebaut und verstaut war, wurden auch die Bild- und Texttafeln der früheren Ausstellung abmontiert, der Müll entsorgt und der Raum gründlich gereinigt. Nach etwa einem Monat war der Ausstellungsraum vollständig leergeräumt.
Nun bauten wir die Podeste für die Objekte und schnitten die Bretter zu, auf welche später die Folien geklebt wurden. Außerdem errichteten wir eine Sitzbank für die Besucher*innen. Eine große Öffnung an der Vorderwand des Stadels wurde mit Brettern verschlossen.
Die selbstklebenden Folien für die Ausstellung wurden an die Druckerei zum Druck übergeben und dann von uns auf die Holztüren sorgfältig aufgeklebt.
Nachdem wir alle handwerklichen Arbeiten an der Ausstellung abgeschlossen und die Objekte samt Tafeln an ihren vorgesehenen Platz gestellt hatten, war der Aufbau unserer Ausstellung vollendet. Nun stand der wichtigste Schritt des Projekts bevor – die feierliche Eröffnung.
Passend zum Saisonstart des Museums am 12. April, an dem auch freier Eintritt gewährt wurde und verschiedene Handwerker im Rahmen von „Zeitreise Handwerk“ ihr Können präsentierten, wurde dieser Tag auch für die Eröffnung der neuen Ausstellung festgelegt. Die Veranstaltung wurde im Vorfeld durch Einladungen, mündliche Ankündigungen und Plakate beworben. Am Morgen des 12. Aprils erledigten wir letzte Feinarbeiten, bevor um 11 Uhr die Eröffnung begann. Schon vor Beginn hatten sich zahlreiche Interessierte vor dem Schenner-Stadel versammelt.
Punkt 11 Uhr eröffnete Museumspräsidentin Monika Gögele die Veranstaltung mit einer Begrüßung. Im Anschluss hielten Sandra Fahrner, Alexa Pöhl und ich eine kurze Rede, in der wir den Ablauf des Projekts erläuterten. Nach dem symbolischen Banddurchschnitt öffneten wir schließlich die Türen zur neuen Ausstellung: „Türen in die Vergangenheit“.
Sammlungsausstellung TÜREN IN DIE VERGANGENHEIT
12.4. – 31.10.2025
Maturaprojekt von: Daniel Hofer
Grafik, Konzeption, Interviews: Daniel Hofer, Alexa Pöhl, Sandra Fahrner
Texte: Daniel Hofer
Beratung: Manfred Schwarz, Judith Schwarz
Zeitzeug*innen: Schwester Annunziata Maria, Luise Gögele, Anton Gufler, Ida Gufler, Regina Öttl, Martina Platter, Christine Platter, Helmut Platter
Fotografie: Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller
Abbau und Montage: Florian Öttl, Wolfram Hofer, Hannes Spöttl, Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller, Daniel Hofer
Finanzielle Unterstützung: Bildungsausschuss St. Martin, Bildungsausschuss St. Leonhard