Schwester Annunziata erzählt zur Hostienpresse
Das 13 kg schwere Oblaten-Backeisen aus dem Pfarrhaus von St. Martin in Passeier funktioniert wie ein Waffeleisen. Die liegende Backfläche trägt spiegelverkehrt die Motive für vier große und fünf kleine Oblaten je Arbeitsgang. Die kleinen Oblatenmotive zeigen zweimal das Christusmonogramm IHS und zweimal ein Herz mit drei Nägel. Die großen Oblatenmotive stellen zweimal den Gekreuzigten mit reichlicher Randverzierung, einmal das Herz Jesu und einmal das Christusmonogramm IHS mit der Umschrift "HOC EST ENIM CORPUS MEAM" dar. Auf dem gegenüberliegenden Teil sind die Sollbruchstellen für die vier großen Hostien eingraviert. Inv. Nr. 2000_082. Fotos: MuseumPasseier.
„Dr Glaabm isch wichtig giweesn!“
Von Daniel Hofer
Die Hostienpresse ist Teil der Sammlungsausstellung “Türen in die Vergangenheit”, die als Maturaprojekt von Daniel Hofer, Sandra Fahrner und Alexa Pöhl kuratiert und gestaltet wurde.
In einem wie Passeier spielt die heilige Eucharistie seit jeher eine zentrale Rolle im religiösen Leben. Der Mittelpunkt des christlichen Glaubens ist die Hostie, die in der Heiligen Messe den Leib Christi symbolisiert. Früher backte jede Pfarrgemeinde die Hostien selbst, was Geschick, Geduld und Ehrfurcht erforderte.
Schwester Annunziata Maria ist seit ihrem 23. Lebensjahr eine Klosterfrau der Barmherzigen Schwestern des Hl. Vinzenz von Paul in Zams bei Landeck. Seit 1970 ist sie die im Dorf bekannte „Schwester Oberin“ im Altersheim St. Benedikt in St. Martin in Passeier. Zuvor arbeitete sie dort von 1958 bis 1960 als Krankenpflegerin.
Notburga Oberhammer bzw. Schwester Annunziata Maria ist 1932 in Taisten geboren. Foto: Sandra Fahrner.
Sie erinnert sich an ihre Ankunft in St. Martin: „Drei Tage lang habe ich meinen Koffer nicht ausgepackt, weil ich nicht bleiben wollte!“ Sie öffnete jeden Tag um 6 Uhr Früh die Türen des Altersheims, damit zwei Frauen die Hl. Messe besuchen konnten: „Die eine ging mit zwei Krücken voraus und schaute ständig zurück, ob die andere mit einer Krücke nachkam!“
Beim Hostienpressen hat Schwester Annunziata Maria einige Male mitgeholfen. So hat sie sich mit dem Vorgang vertraut gemacht. Die Hostien wurden im Widum von St. Martin gemacht: „Der Frühmesser, der Pfarrer oder der Kooperator waren dafür verantwortlich. Für die Hostien benötigte man ein besonderes, feines Mehl, und der Teig musste genau die richtige Konsistenz haben – weder zu fest noch zu flüssig.“
Es gab zwei Varianten, wie die Hostien gepresst wurden. Auf der Fläche des Oblaten-Backeisen waren verschiedene religiöse Motive, nämlich vier große und wiederum fünf kleine. Deswegen konnte man je Arbeitsgang vier große und fünf kleine Oblaten pressen. Die großen Hostien waren für die Priester, die kleinen für die Eucharistie.
Den Teig, der auf der Seite herausgepresst wurde, nannte man Hostienschnitz. „In Passeier kamen früher oft Kinder und bettelten um diesen Hostienschnitz. Wenn sie dann zur Schule gingen, gaben sie sich gegenseitig ´die Kommunion´.“
Sammlungsausstellung
TÜREN IN DIE VERGANGENHEIT
12.4. – 31.10.2025
Maturaprojekt von Daniel Hofer
Grafik, Konzeption, Interviews
Daniel Hofer, Alexa Pöhl, Sandra Fahrner
Beratung
Manfred Schwarz, Judith Schwarz
Texte
Daniel Hofer
Fotografie
Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller
Zeitzeug*innen
Schwester Annunziata Maria, Luise Gögele, Anton Gufler, Ida Gufler, Regina Öttl,
Martina Platter, Christine Platter, Helmut Platter
Abbau und Montage
Florian Öttl, Wolfram Hofer, Hannes Spöttl, Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller, Daniel Hofer
Finanzielle Unterstützung
Bildungsausschuss St. Martin, Bildungsausschuss St. Leonhard