Regina erzählt zur Muspfanne

Große Muspfanne aus Eisenblech, in der das traditionelle Mus zubereitet wurde. Die Pfanne hat ein kleines Loch und zwei geflickte Stellen: Am schrägen Außenrand sind mit Eisenstiften zwei dünne Bleche befestigt, die Stifte wurden innen flach geklopft. Inv. Nr. 2021_133. Fotos: MuseumPasseier

„Oftramåll ischis knåpp giweesn”

Von Daniel Hofer

 
 

Die Muspfanne ist Teil der Sammlungsausstellung “Türen in die Vergangenheit”, die als Maturaprojekt von Daniel Hofer, Sandra Fahrner und Alexa Pöhl kuratiert und gestaltet wurde.

 
 
 

Die Geschichte dieser rostigen Muspfanne ist eine Erzählung über Gemeinschaft. Wenn die harte Arbeit des Tages für kurze Zeit ruhte und sich die Familie zum gemeinsamen Essen versammelte, kamen einfache Mahlzeiten auf den Tisch – über Generationen aßen bäuerliche Großfamilien aus dieser Pfanne, auch wenn sich darin manchmal wenig befand.

Regina Öttl wuchs auf einem Hof auf. Ihre Mutter starb bei einer Geburt, als Regina erst 18 Jahre alt war. Von da an musste sie sich um den Haushalt und ihre sieben jüngeren Geschwister kümmern. Bei ihr zuhause, so erinnert sie sich, wurde man im Schlafzimmer nass, wenn es regnete, da das Dach viele Spalten hatte. „Deswegen mussten wir auch nie schauen, welches Wetter herrscht“, sagt sie heute trocken.

Regina Öttl, Stuëner Regiine, ist Jahrgang 1933 und lebt im Haus St. Benedikt in St. Martin in Passeier. Foto: Sandra Fahrner.

Zum Frühstück und zum Abendessen gab es täglich eine Brennsuppe und ein Mus. Kaffee, Nudeln oder Reis kannte Regina damals nicht. Sie weiß noch, wie die ganze Familie am Tisch aus einer Pfanne aß. „Wir waren acht Kinder, dann noch die Mutter und der Vater.“ Sie kann sich daran erinnern, dass das Essen oft knapp wurde. „Ich ließ oft die jüngeren Kinder essen und hörte dafür mit dem Essen auf.“

Sie hatten die wichtigsten Lebensmitteln am Hof. Ihre Familie baute Roggen, Buchweizen und Kartoffeln an: „Das war das Einzige, was wir das ganze Jahr über zu essen hatten.“ Der Vater mahlte das Getreide zu Mehl. Die Mühle war weit vom Hof entfernt, sodass er oft weite Strecken mit den schweren Kornsäcken zurücklegen musste. Da sie Vieh am Hof hatten, gab es zwischendurch Fleisch. Mittags wurden oft Knödel gekocht, aus schwarzem (Buchweizen) oder weißem Mehl (Weizen).

Besondere Speisen gab es selten: „Auch an Festtagen hatten wir nichts Besonderes zum Essen.” Manchmal gab es einen „Riibl”. „Da hatte man eine Pfanne, in der man den „Riibl“ [Pfannengericht aus Buchweizenmehl] kochte, und beim “Riibl” war immer Fett drinnen. Diese Pfanne wurde aber nie gespült, weil das Fett nicht aus der Pfanne gespült werden durfte. Es musste immer wieder verwendet werden.“

 

Sammlungsausstellung
TÜREN IN DIE VERGANGENHEIT

12.4. – 31.10.2025

Maturaprojekt von Daniel Hofer


Grafik, Konzeption, Interviews
Daniel Hofer, Alexa Pöhl, Sandra Fahrner

Beratung
Manfred Schwarz, Judith Schwarz

Texte
Daniel Hofer

Fotografie
Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller

Zeitzeug*innen
Schwester Annunziata Maria, Luise Gögele, Anton Gufler, Ida Gufler, Regina Öttl,
Martina Platter, Christine Platter, Helmut Platter

Abbau und Montage
Florian Öttl, Wolfram Hofer, Hannes Spöttl, Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller, Daniel Hofer

Finanzielle Unterstützung
Bildungsausschuss St. Martin, Bildungsausschuss St. Leonhard

 
 
 
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