Anton erzählt über die “Knoschpm”

Grobe, zwiegenähte Bergschuhe im Derbyschnitt mit stark beschädigtem Futterleder. Die Knoschpm haben jeweils acht Ösen und sechs Haken, der rechte und der linke Schuh haben unterschiedliche Lederschnürsenkel. Die verschiedenen Lederschichten wurden mit einem gepechten und gewachsten handgedrehten Draht vernäht. Die Ledersohle und auch der mit Leder aufgebaute Absatz sind mit speziellen Eisennägeln verstärkt, von denen einige fehlen. Ledersohle und Lederabsatz sind stark beschädigt. Inv.-Nr. 2021_113. Foto: MuseumPasseier.

“Miër sain ålbm lai pårfuëßit gångin”

Von Daniel Hofer

 
 

Die Bergschuhe sind Teil der Sammlungsausstellung “Türen in die Vergangenheit”, die als Maturaprojekt von Daniel Hofer, Sandra Fahrner und Alexa Pöhl kuratiert und gestaltet wurde.

 
 
 

Die alten Bergschuhe zeugen von Wertschätzung und sparsamem Umgang. Wir sprechen nämlich von einer Zeit, in der viele Menschen entweder keine oder nur ein einziges Paar Schuhe hatten. Schuhe wurden generationenweise weitergegeben und so lange geflickt, bis sie unbenutzbar waren.

Anton Gufler aus Platt zog 1967 nach Pfelders. Er wuchs auf einem Hof auf und half dort mit, sobald er laufen konnte. Früher hatte man ein bis zwei Paare Schuhe, nämlich die Werktags- und Sonntagsschuhe. Die Werktagsschuhe waren die im Volksmund genannten “Groubginaantn” (groben Bergschuhe) und die Sonntagsschuhe waren leichtere und dünnere Schuhe. Einige hatten nur grobe Schuhe, so wie Anton. „Wenn ich zur Schule ging, hatte ich grobgenähte Schuhe, genauso wie beim Ministrieren.” Sogar bei seiner Erstkommunion trug er die groben Bergschuhe.

Anton Gufler, Saldeerner Toonig, ist 1940 geboren und wohnt in Pfelders. Foto: Sandra Fahrner.

Anton bekam sein erstes eigenes Paar Schuhe mit 14 Jahren.Wahrscheinlich waren es die alten Schuhe meiner älteren Geschwister, die sie nicht mehr tragen konnten“, glaubt er sich zu erinnern. Es war damals üblich, dass die jüngeren Geschwister die abgetragenen Schuhe der älteren erbten.

Die Schuhe waren damals aus Holz und Leder. Die Sohle wurde mit Nägeln befestigt und verursachte beim Gehen einen großen Lärm. Deshalb hat Antons Vater eine Gummisohle an Antons Schuhen angebracht, damit der Lärm der Nägel beim Gehen gedämpft wurde.

Am Hof war man meist barfuß, oft arbeitete man auch ohne Schuhe. „Der Vater war beim Heuarbeiten immer barfuß. Wir Kinder beim Hüten ebenso.” Anton erinnert sich noch an einem Vorfall: „Wir waren einmal zwei Wochen lang auf den Maadern [Bergwiesen] und dort hatten wir, wie sonst auch, keine Schuhe an, sondern waren barfuß. Eines Nachts, nachdem wir in einem Gaden [Heuhütte] geschlafen hatten und in der Früh aufgestanden sind, lag sehr viel Schnee. Also mussten wir barfuß durch den Schnee gehen. Aber es ist alles gegangen.”

Mussten Schuhe geflickt werden, kam der Schuster zur Familie. „Einmal im Jahr ist immer der Schuster zu uns nach Hause gekommen. Er arbeitete in der Stube und man brachte ihn einige Paare Schuhe, die zu Flicken waren. Einen Schuster gab es in Platt und er hatte zwei Gesellen. Die haben dann bei uns geschlafen, gegessen und am Tag die Schuhe repariert.”

 

Sammlungsausstellung
TÜREN IN DIE VERGANGENHEIT

12.4. – 31.10.2025

Maturaprojekt von Daniel Hofer


Grafik, Konzeption, Interviews
Daniel Hofer, Alexa Pöhl, Sandra Fahrner

Beratung
Manfred Schwarz, Judith Schwarz

Texte
Daniel Hofer

Fotografie
Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller

Zeitzeug*innen
Schwester Annunziata Maria, Luise Gögele, Anton Gufler, Ida Gufler, Regina Öttl,
Martina Platter, Christine Platter, Helmut Platter

Abbau und Montage
Florian Öttl, Wolfram Hofer, Hannes Spöttl, Sandra Fahrner, Alexa Pöhl, Milena Haller, Daniel Hofer

Finanzielle Unterstützung
Bildungsausschuss St. Martin, Bildungsausschuss St. Leonhard

 
 
 
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